Sonntagsausflug in die Provence

September 24. 2019

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Der Plan

Ein Ausflug nach Süden mit Übernachtung in Puimoisson. Gemäss der Toptherm-Prognose sollte das vom 25. auf den 26. August machbar sein. Die Tagesdistanz ist überschaubar, so dass nicht allzufrüh gestartet werden muss und der doch schon deutlich frühere Sonnenuntergang kein Problem sein sollte.

Die Segelflugprognose für den 25.8. war – für die Jahreszeit – sehr gut südlich der Schweiz. Das Wallis sieht auch nicht schlecht aus. Beim genaueren Hinschauen sieht man, dass die Thermik hoch reicht, so dass ein Überflug ins gute Wetter nach Süden kein Problem sein sollte. Unter 2400m ist sie aber ziemlich schwach.

Der Hinflug

So war es dann auch. Um vernünftig wegzukommen, startete ich erst um 12:45. Das Berner Oberland war aber doch ziemlich gut, der Abflug zügig, nach 50 Minuten Überflug des Sanetschpasses. Im Wallis dann parkierte es mich, unzuverlässige zerrissene Aufwinde, meistens unter 2400m. Die Bieler Kollegen, von Puimoisson kommend, hörte ich am Funk im Aostatal aus fast 4000m frohlocken – dorthin will ich! Pesche Ryser knorzt auch im Wallis, er macht es aber besser als ich. Nicht gut für die Moral. Nach eineinhalb Stunden verliere ich über Martigny die Geduld. 78km in knapp 2,5 Stunden - es ist halb vier und ich will schliesslich nach Südfrankreich. Für solche Momente hat man ein anständiges Motörchen im Rucksack. Bis auf gut 3100m hebt mich die Benzinthermik unter eine schöne Wolke. Die restlichen 280km sind traumhaft und ich rausche mit 97km/h durch die französischen Alpen. Dieses Bild kurz vor Val d’Isère zeigt eindrücklich die Wettergrenze: im Osten die feuchte Luft der Poebene, dann eine 50km breite Rennstrecke mit Traumwolken über 4000m. Noch weiter im Westen ist alles blau. Ein böiger Seitenwind macht die Landung in Pui um 1845 Uhr anspruchsvoll. Ich werde von vielen Bekannten herzlich empfangen. Frederic ist als Flugbetriebschef zeimlich im Stress mitden 60 Flugzeugen auf dem Platz...

Der Rückflug

Titel anklicken, der Flugweg wird sichtbar. Die Zeitangaben gehören zu den jeweiligen Bildern. Im Text können die Bilder angeklickt werden

Wer nicht selber starten kann, muss früh sein Badetuch auslegen bzw. Flugzeug aufstellen. Mit den Bieler Kollegen gehen wir traditionsgemäss auf den Dorfplatz zum Morgenessen. Beim Briefing habe ich noch nie so viele Leute gesehen. Es soll sehr gut werden, die Nervosität ist spürbar.

Ich starte um 12 Uhr und stürze mich ins Getümmel. Gute Thermik sorgt für ein zügiges Wegkommen, so dass es bald ruhiger wird. 12:28: Anfangs ist die Luft dunstig, 13:04: nach dem Ubayetal wird es klarer und die Basis steigt auf über 3500m. Was folgt ist ein Spaziergang. Um 14:05 Uhr beginnt die Querung der Maurienne mit leckerer Wolkenoptik. Die Basis ist auf 4000m und ich geniesse die Aussicht auf die Gletscherreste der Vanoise (14:20). Zusammen mit den Bieler Freunden fliegen wir ins Aostatal. Zum Matterhorn hin sind die Wolken etwas chaotisch, so dass sie am Mt. Blanc (14:48) ein paar Ehrenrunden drehen und sich dann wieder nach Süden verabschieden. Byebye und danke, es hat Spass gemacht!

Am Grossen St. Bernhard auf 3600m könnte ich theoretisch schon den Endanflug nach Bern anfangen (124km). Aber doch nicht um 15 Uhr... Südfrankreich ist schön, aber unsere Berge sind noch fast schöner, oder? Wieso fliegen wir eigentlich immer so weit weg? Mir wie nid grüble. Hier ein paar Eindrücke von südlich der Rhone: 15:13 Gd. Combin, 15:32 Lac de Moiry (die Farbe des Sees ist tatsächlich so krass!), 15:38 Matterhorn. Querung auf die Nordseite ins Lötschental. Via Petersgrat zum Konkordiaplatz (16:19). Dann ums Finsteraarhorn herum(16:38) wird der Eiger angeschlichen. Es ist hier ausnahmsweise so ruhig, dass ich mich getraue, die Mittellegihütte (16:42) anzufliegen. Wieviele Bergsteiger sind auf dem Bild zu erkennen? Die übliche Ehrenrunde vor der Jungfrau, dann noch ein wenig den Gleitwinkel testen. Die Spillgerten heben mich noch einmal auf 3150m. Via Saanenland spaziere ich nach Hause und lande in Bern um 17:58.

Fazit: Ein solcher Ausflug ist immer wieder ein Erlebnis, ohne dass die Distanzen riesig sein müssen.